Räumen und Entümpeln / Sammler und Jäger / Das Messie-Syndrom
Räumen und Entrümpeln
Wir kennen zu Lebzeiten das persönliche Ausräumen, Ausmisten sowie den eigenen Umzug. Entrümpelt dagegen wird eher im Nachlass. Aus dem Haus oder der Wohnung eines Erblassers werden Persönliches, Gebrauchsgegenstände und Mobiliar abgeholt.
Beim Ausmisten betrifft es das:„Was will/kann jemand loslassen", beim Entrümpeln hat schon jemand losgelassen. Das Wort Nachlass gibt die Richtung an: NACH dem (Zurück)lassen. Es gibt auch den Vorlass. Vorlass ist, was jemand schon bei Lebzeiten anderen Menschen oder Institutionen zur Verfügung gestellt hat.
1. Sammler und Jäger
„Sammler sind glückliche Menschen." – Johann Wolfgang Goethe
Als Nomaden oder Höhlenbewohner diente das gemeinschaftliche Sammeln frischer Wurzeln, Knollen, Beeren und das Jagen wilder Tiere, dem gruppenweisen Überleben. Dem heutigen Menschen – infolge verbesserter Lebensbedingungen – blieb in Summe mehr das Sammeln übrig und die Sammelleidenschaft.
Die beruflichen und freizeitlichen Jäger unter uns Menschen sind zwar nicht ausgestorben, aber in der Minderheit. Dagegen der Jagdtrieb in uns ist keineswegs ausgestorben. Man erkennt es sprachlich daran: Alle wollen etwaskriegen, kaum einer erfreut sich,bekommter etwas. Man merkt: Wir blieben auch ein kriegerisches Geschlecht.
Sammeln entspringt dem zutiefst menschlichen, innersten Beweggrund der Suche nach
Orientierung („Hallo! Wo geht’s hier entlang?"),
Abschreckung („Ich habe mehr und bin deshalb mehr als du!") und
Einladung („Schau, was ich da Interessantes habe. Interessiert es dich auch, könnten wir Freunde werden.")
Früher sammelte der Mensch des Überlebens wegen, heute findet er darin (s)ein Hobby, vielleicht auch (s)ein Zusatzeinkommen. Im Sammeln zeigt sich der Wunsch nach Gemeinschaft und Anerkennung. Zugleich ist es aber auch jene Kunst, die bei fehlender Gemeinschaft oder Anerkennung, der eigenen Vereinsamung entgegenwirkt, durch konstruktive Selbstbeschäftigung. Jedwede sinnvolle Beschäftigung beugt Vereinsamung vor. Wer sammelt, ist beschäftigt. Zumeist sogar leidenschaftlich. Das gibt dem Leben eben zusätzliche Würze.
Wer sammelt, (v)erschafft sich Selbstwert. Er erteilt sich Mehrwert durch seine gesammelten Werte, seien diese nun ideell oder real.
1.1 Die Schattenseiten des Sammelns
„Reich ist, wer viel hat.
Reicher ist, wer wenig braucht.
Am reichsten ist, wer viel gibt."
– Gerhard Tersteegen
Das übersteigerte krankhafte Sammeln, wäre das Horten. Der deutsche Soziologe Max Weber beschrieb 1905 in seinem Werk „Protestantische Ethik", sinngemäß: Für zahlreiche Menschen sei das Horten materieller Güter ein Hinweis, zu Gottes Auserwählten zu gehören.
Während die Reichen zwanghaft Geld horten und sich gesellschaftlich komplett abschottet haben, sammeln die Kleinen, weil sie gesellschaftlich ausgestiegen wurden oder ausgestiegen sind, zwanghaft Müll und entfernen sich damit noch mehr der Gemeinschaft. Hierher gehört das in den Industrienationen immer mehr um sich greifende Messie-Verhalten, wovon Angehörige und Top-Entrümpler ihr Leid zu klagen wissen. Dazu weiter unten mehr.
Wer durch zusammengeraffte Güter oder mit gehortetem Geld Anerkennung erheischen, oder anderen so seine Macht darstellen will, ist tatsächlich arm dran. In mehrfacher Hinsicht. In den Industriestaaten zählt chronische Verstopfung bereits zu den Volkskrankheiten. Eine Ursache dazu sind Geiz, Gier und Neid als Lebenshaltung. Wie das? Der Körper manifestiert die einmal eingenommene Lebenshaltung des Körperträgers, welche da besagt: „Nein, ich gebe nichts von mir, gar nichts!" Das schließt mit ein: nicht einmal den eigenen Kot. Eine weitere Ursache chronischer Verstopfung ist, steter Mangel an finanziellen Mitteln.
1.2 Das Messie-Syndrom
Wer nicht mehr mit dem Sammeln aufhören kann, für den ist es nicht mehr Hobby, sondern Zwang. Der Betroffene leidet höchstpersönlich an den lebensunwerten Rahmenbedingungen. Seien diese selbst hervorgerufen, mitverschuldet oder von außen aufgebürdet, spielt so wenig eine Rolle, wie, ob die Rahmenbedingungen nun real oder eingebildet seien. Ein erläuterndes Beispiel: Obschon doch das Bein gar nicht da ist, verspüren etliche Beinamputierte Beinschmerzen, sogenannte Phantomschmerzen. Ein weiteres Beispiel: Für das Durchleben persönlicher Empfindungen oder Traumata, ist es völlig unbedeutend, ob etwas echt oder unecht sei. Es ist so, wie wenn ein Träumender träumt, er habe soeben ein stromführendes Kabel angefasst. Was passiert dem? Er erleidet den Stromschlag und es reißt ihn, sein Körper zuckt, Adrenalin schießt in die Adern, das Herz rast, der Betreffende schreit, rennt oder – erwacht. Für den urchlebenden Körper ist das Geschehen immer echt. (Ein gut verfilmtes kurzes Stück dazu, wonach schließlich jemand schweißgebadet erwacht, gibt es hier. Dauer (ca. 15 Minuten)).
Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland mindestens 2-3 Millionen sogenannte „Messie". Tendenz steigend. Die American Psychiatric Association, führt das Messie-Syndrom seit 2013 unter dem Begriff „Hoarding Disorder" als eigenes Krankheitsbild unter der Kategorie Zwangsstörungen.
Dem tiefsten Grund nach überlebensbekämpfen die Betroffenen die Innere Leere, durch gegensteuerndes äußeres Anhäufen. „Solange ich all die Gegenstände um mich habe, bin ich present", verspüren oder ausnahmsweise reden Leidende darüber. Durch dieses Überlebens-Notprogramm wird versucht der Isolation zu entkommen, die fehlende Anerkennung nachzufordern, die Menschenleere zu ersetzen, und erreicht doch exakt das Gegenteil. Etwa so hilflos und ebenso das Gegenteil erhaltend, versucht man uns politisch anordnend, Krieg als „alternativlos" hinzustellen, und bekriegt Krieg mit Krieg. Oder man bekämpft Hungersnot und Elend mit Wirtschaftssanktionen, also Wirtschaftskriegen. Verrückt wie abgefahren. Der Kleine teilt dem anderen mit, er habe für 1700 ein gebrauchtes Auto erworben. Der Reiche kommuniziert dem anderen, er habe nun einen weiteren, neuen Krieg bestellt und erziele daraus künftig 1700 Mio.
Den Begriff „Messie" schuf die amerikanische Sonderschulpädagogin Sandra Felton. Die zweifache Mutter, litt selbst ein Vierteljahrhundert unter dem Vermüllungssyndrom, ehe sie die Kehrtwende schaffte. Sie erläutert in ihrem Buch „Im Chaos bin ich Königin", wie sie auf den Begriff „Messie" kam:„Der Begriff Messie leitet sich vom englischen Wort „mess" ab und bedeutet Unordnung, Chaos beziehungsweise Durcheinander."In einem weiteren Buch: „Im Chaos werden Rosen blühen", gibt Frau Felton Tipps und Tricks für Messies.
Zum besseren Verständnis: Ein Messie (der normal ist) kann den Müll nicht selbst entrümpeln, weil das seine Wertsachen sind. Hingegen würde er diese seine Wertsachen wegwerfen, empfände er sich selbst, richtig, als übergeschnappt. Würden wir unsere Wertsachen in den Müll werfen? Und wenn ja, betrachteten wir uns dann noch als normal? Man entkompliziert aber nichts, wirft man eines Mitmenschen persönliche Wertsachen – ohne seine Erlaubnis – einfach weg. Im Gegenteil, man kränkt ihn dadurch. Und was kränkt, macht krank. Sie merken, geschätzter Leser, einfach ist hierbei gar nichts.
Nachsatz: Die weltweit grassierende Seuche, der Daten-Sammelwut von Staaten und Geheimdiensten ist meines Erachtens ebenso eine krankhafte Zwangsstörung.
2. Woran erkennt man ein profundes Entrümpelungs-Unternehmen?
Ab und an haben auch Entrümpelungsunternehmen – wie andere Unternehmen auch – weniger Geschäftsaufträge, sei es zyklisch, regional oder saisonal bedingt. Jedoch Messie-Wohnungs- oder Hausräumungen gibt es durchgehend. Warum? Zum einen, weil die Anzahl der Menschen mit Vermüllungssyndrom zunimmt, dagegen die Zahl jener Entrümpelungsunternehmer, die Messie-Haushalte überhaupt räumen, abnimmt. Nur abgezählt wenige Profi-Entrümpler verstehen auch die dahinterliegenden vielschichtigen Zusammenhänge.
Nun, wie finde ich ein solides Entrümpelungs-Unternehmen?
Einen Vorabtest machen. Wie? Ich rufe beim Entrümpler an und erkläre: Ich hätte die gänzlich vermüllte Messie-Wohnung meines Angehörigen zu räumen, inklusive vergammelter Essensreste, menschlicher und tierischer Exkremente, etc. Natürlich sei mir klar, dafür etwas mehr in die Tasche greifen zu müssen. „Hallo, sind Sie noch dran?", vergewissere ich mich. Nun beteuert mein Gesprächspartner, dass zwei seiner Leute eben im Krankenstand seien, zwei weitere Beschäftigte sich im Urlaub befänden und der LKW mit einem Zylinderkopfschaden in Reparatur sei. – Ich bedaure seine „Misere", grüße höflich und beende das Telefonat; denn ich will ihn hinzu nicht noch in Verlegenheit bringen, er könne auch erst in acht Wochen kommen, bis dahin seien ja wohl alle wohlbehalten wieder zurück.
Nun wissen Sie bereits einiges, geschätzter Leser. Denn ein professioneller Entrümpler mit seinem Personal, haben solches kraftzehrende Unterfangen, die Räumung eines Messie-Haushalts, zum hundertsten abgeleistet. – Geben Sie im Vorfeld vor, einen Messie-Haushalt geräumt haben zu müssen, und pusten damit eine Menge an Spreu aus dem Weizen.
Referenzen und Belegstellen abfragen. Gibt es eine eigene Firmen-Homepage? Eigene Fotodokus? Unabhängige Presse- und TV-Dokumentationen? Kundenbewertungen? Wie lange gibt es dieses Unternehmen bereits. (Je länger umso besser.)
Für Fortgeschrittene: Ist das Unternehmen im Handelsregister (Österr. Firmenbuch) geführt? Oder wird es gar schon im Insolvenzregister (Österr.Ediktsdatei) gelistet?
3. Wie entrümpeln?
Selbst oder durch Entrümpelungsprofis?
So wie der große, umfangreiche Umzug durchaus einfacher, kostengünstiger und ressourcenschonender vom Profiunternehmen durchgeführt wird, ist es gleichfalls preiswert und nervenschonend vom Profi eine Haus- oder Wohnungsräumung durchführen zu lassen. Kleine Umzüge oder Entrümpelungen mit wenig Mobiliar können einfacher selbst durchgeführt werden. Ist man dazu nicht fit genug und entfällt familiäre oder nachbarschaftliche Unterstützung, dann ist der solide Entrümpelungsbetrieb ebenfalls kostengünstig zur kleineren Arbeit bereit.
4. Was kostet eine Entrümpelung?
Richtwerte für das östliche Österreich:
|
wenig Hausrat | viel Hausrat |
Keller |
300 € |
800 € |
Kleine Wohnung |
700 € |
2000 € |
Große Wohnung |
1500 € |
3000 € |
Haus |
1800 € |
5000 € |
Dachboden |
400 € |
1200 € |
5. Sollte/kann man bei der Entrümpelung selbst anwesend sein?
Verbindet man persönliche Erinnerungen oder Emotionen mit Dingen und Gegenständen, dann nein, ansonsten, warum nicht.
Beispiel: Wenn Sie bei der Abholung zur Entrümpelung ihres eigenen Autos gerade in Erinnerungen schwebend, miterleben, wie der schwere hydraulische Greifer ihr Auto wie Butter zermalmt und Sie erhaschen wie alles knarzt und Glas zerbirst, beim Hub in den Container, dann kann es leicht sein und Ihre Augen werden tränennass. Zarte Naturen sollten sich solches nicht antun. Wozu auch? – Ähnlich ist es bei der Entrümpelung eines Hauses und einer Wohnung.
6. Schlusswort:
„Lerne zu schätzen, was du hast, bevor die Zeit dich lehrt, zu schätzen, was du hattest."– Unbekannt
Ich hoffe, dieser Artikel konnte Ihnen kurzweilig Bekanntes und weniger Bekanntes vermitteln. In der Tat sind langjährige Entrümpler begabte Spezialisten und mit hunderterlei Wassern getauft. Und jene können zu Recht sagen: Nichts Menschliches ist uns mehr fremd.